Zu viel Blei in der Luft 14.01.2006
Feinstaub-Messung im Hafen ausgewertet – Einzelne Werte zu hoch – Expertengruppe soll prüfen
TRIER. Die Konzentrationen der Luftverunreinigungen am Trierer Hafen weisen generell keine erhöhten Werte auf, meldet das Mainzer Umweltministerium. Dennoch werden zu hohe Niederschläge einzelner Schadstoffe, besonders Blei und Cadmium, beanstandet. Die Gesundheit der Anwohner sei dadurch nicht gefährdet.
Von unserem Redakteur JÖRG PISTORIUS
Die aktuelle Meldung aus Mainz bestätigt die Ergebnisse einer Forschungsgruppe der Universität Trier. Sie hat die Schadstoffbelastungen im Hafen über Jahre hinweg gemessen und erhebliche Steigerungen der Werte von Blei, Zink und Cadmium festgestellt (der TV berichtete). Das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht hat zwischen Juli 2004 und Oktober 2005 Luftqualitätsmessungen durchgeführt. Schon ein erster Zwischenbericht zeigte im Herbst einzelne erhöhe Werte, die jetzt durch das endgültige Ergebnis bestätigt werden. Bei Blei und Cadmiumniederschlägen im Hafengebiet und in Pfalzel wurden Grenzwertüberschreitungen festgestellt, die auf Emissionsquellen aus der Schwerindustrie zurückgeführt werden. Die Wohngebiete Kenn und Ruwer sind deutlich geringer belastet.
Anwohner beschwerten sich
Die Messungen haben eine lange Vorgeschichte. Im Zusammenhang mit der Ansiedlung und Weiterentwicklung von Betrieben der Schwerindustrie im Industriegebiet Trierer Hafen kam es gegenüber den zuständigen Überwachungsbehörden und der Landesregierung in den letzten Jahren zunehmend zu Beschwerden von Anwohnern über Schadstoffemissionen. Daraufhin ordnete das Umweltministerium breit angelegte Luftschadstoffmessungen im Gebiet und Umfeld des Trierer Hafens an.
Es gebe zwar keine unmittelbare Gefahr für die menschliche Gesundheit. Dennoch will das Umweltministerium mit Unterstützung der Zentralen Expertengruppe Umweltschutz (ZEUS) eine gezielte Überprüfung vor Ort durchführen lassen. Feinstaub ist nicht nur im Trierer Hafen ein Thema. Bereits in der ersten Woche nach Jahresbeginn sind dem Umweltbundesamt 52 Überschreitungen der täglichen Feinstaubgrenzwerte gemeldet worden. Das sei jedoch nicht ungewöhnlich, sagt Frank Hönerbach vom Umweltbundesamt. Besonders die Feuerwerke am Neujahrstag sorgten an einigen Messstationen für überhöhte Werte, weil die Raketen viel Pulverdampf produzierten.
Auch die Wetterlage spiele eine entscheidende Rolle. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) forderte die Bundesregierung auf, sich auf ein wirksames Modell zur steuerlichen Förderung von Rußfiltern für Dieselfahrzeuge festzulegen, um die Feinstaub- Belastung zu senken.
Der tägliche Grenzwert für die Feinstaub-Belastung in der Luft liegt bei 50 Mikrogramm. Nach einer EU-Richtlinie darf der Wert maximal an 35 Tagen im Jahr überschritten werden. 2005 hatte München auf der Tabelle des Umweltbundesamts bereits Ende März den Höchstwert an 35 Tagen überschritten, zum Ende des Jahres waren es 107 Tage. Damit liegt München (gemessen in der Landshuter Allee) zusammen mit Leipzig-Mitte, ebenfalls 107 Tage, an der Spitze.
Konstanz lag nur einen Tag über dem Grenzwert. Trier landet mit 26 Tagen über dem Grenzwert auf Platz 71, gemessen in der Ostallee. Insgesamt umfasst die Tabelle 360 Positionen, in vielen Städten stehen mehrere Mess-Stationen.
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